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Maxwell – Der 6. Sinn des Soul Maxwell – Der 6. Sinn des Soul
Aktuelles Album: Maxwell – black SUMMERS‘ night (Columbia Records/Sony Music) Gerald Maxwell Rivera galt bereits vor genau 20 Jahren, bei der Veröffentlichung seines Debütalbums... Maxwell – Der 6. Sinn des Soul

Aktuelles Album: Maxwell – black SUMMERS‘ night (Columbia Records/Sony Music)

Gerald Maxwell Rivera galt bereits vor genau 20 Jahren, bei der Veröffentlichung seines Debütalbums „Urban Hang Suite“, als Wunderkind einer neuen Zeitrechnung des schönsten Musikgenres der Geschichte: Soul.

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Photo @ Eric Johnson

Dass jenes stilistische Update den Zeitgeist von Soul, Funk und R’n’B, die Struktur, der Geist und letztlich auch die Seele des Genres für immer verändern sollte, konnte damals im Fahrwasser der heute als Neo Soul bzw. Nu Soul bezeichneten Kehrtwende und neuer Zeitrechnung niemand ahnen. So war Maxwell zusammen mit Acts wie Erykah Badu, D’Angelo oder India.Arie, um nur einige wenige der Bewegung zu nennen, die Speerspitze des neu erworbenen Soul-Gefühls – der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über Neo Soul/Nu Soul sowie über alle vorab genannten, über Maxwell im Besonderen.

Maxwells Musik zog ihre Energie vornehmlich aus dem sensiblen Songmaterial und der entsprechend feinfühlig eingesetzte Stimme Maxwells, der sich sofort auf seinem zweiten Longplayer „Embrya“ (erschienen ein Jahr nach dem 1997er „MTV Unplugged“-Album) der intensiveren Seite seines Daseins als Soul-Sänger und Mensch widmete: Das Album ist bis heute eines der erfolgreichsten aber auch umstrittensten des Mannes aus Brooklyn.

Der introvertierte, immens talentierte Maxwell veröffentlichte drei Jahre später, im geschichtsträchtigen Jahr 2001, sein „Now“-Album, welches jene Phase seines Lebens einläutete, in der er mehr reflektierte und verarbeitete und sich die Taktung zwischen den Alben deutlich erhöhte.

Es sollte geschlagene acht Jahre dauern, bis Maxwell schließlich 2009 ein neues Album veröffentlichte: „BLACK summers‘ night“ sollte das erste einer Trilogie sein, deren Inhalt und konzeptionelle Definition uns Maxwell später im Interview noch genauer erläutern wird, der ausführlichen Geschichte hinter dem zunächst mal etwas krumm anmutenden Albumtitel inklusive.

Läppische sieben Jahre später und unter dem Titel „black SUMMERS‘ night“ erscheint nun bei Columbia Records/Sony Music, übrigens nicht nur im Streaming, als Download und als CD, sondern auch auf schwarzem Gold – Vinyl – erhältlich, die verdiente Fortsetzung, der zweite Teil jener Trilogie.

Maxwells langjähriger musikalischer Begleiter Hod David war wieder hinter den Reglern aktiv und feilte aus den vom schieren Leben beeinflussten, melancholischen, politischen, emotionalen Eckdaten Maxwells ein vielschichtiges, intelligentes Album, welches mit seinem Dutzend Titel tiefe Einblicke in die Seele des Hauptdarstellers bietet – der üblichen Eingruppierung in den musikalischen Nerv, den Zeitgeist der Soul-, Funk- und R’n’B-Befindlichkeiten der Gegenwart inklusive.

Ein sehr fokussierter, nachdenklicher, sensibel agierender Maxwell erwies dem SOUL TRAIN die Ehre, entsprechend dringende Fragen zu seinem neuen, insgesamt fünften Studioalbum „black SUMMERS‘ night“ sowie letztlich zu seiner fraglos faszinierenden Person sowie seinem introvertierten Charakter im exklusiven Interview zu beantworten…

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Photo @ Eric Johnson

Michael Arens: „Als verantwortungsvoller Redakteur muss ich dir zunächst einmal diese Frage stellen, auch, wenn Du sicher schon davon genervt bist: Warum hat es geschlagene sieben Jahre gedauert, dein neues Album herauszubringen?“

Maxwell: „Zusammen mit einem Lebenszyklus, in welchem ich einige sehr wertvolle Familienmitglieder verloren habe, und in dem ich es einfach genieße, einfach ein Mensch zu sein, der nicht mit dieser Sache, eine kreative Berühmtheit zu sein, in Verbindung steht, musste ich einfach wissen, was richtig ist, bevor ich mich an das Album machte. Ich habe dazu einige Ängste, wenn es darum geht, neues Material, neue Alben zu veröffentlichen, denn ich meine, ich muss mich immer an dem messen, was ich vorher gemacht habe, und kann deshalb etwas perfektionistisch den Dingen gegenüber sein, mich selbst hinterfragen. Aber sowie ich merke, dass sich alles richtig anfühlt, weiß ich, dass es Zeit dazu ist, und die Zeit für mein neues Album ist jetzt, und ich freue mich, dass die Menschen das Album so gut aufnehmen…“

Michael Arens: „Und wie bei deinen bisherigen Alben noch in  vielen, vielen Jahren darüber reden werden…“

Maxwell: „Ich hoffe, dass es genauso lange Bestand hat, wie meine anderen Alben. Ich versuche nur, die Tradition des Soul aufrecht zu erhalten und all die Erfahrungen, die ich gerade in meinem Leben habe, dadurch zu reflektieren…“

Michael Arens: „Reden wir mal über diese Trilogie-Idee. Was genau hat es damit auf sich?“

Maxwell: „Na ja, es ist immerhin eine 14 Jahre andauernde Geschichte – die Veröffentlichung, das Album, das Konzept, oder wie immer man das auch nennen möchte. Die Idee dazu entstand etwa 2002, 2003, nachdem ich „Now“ herausgebracht hatte. Ich brauchte einige Zeit dazu, all die Erfahrungen zu verarbeiten. Ich musste dabei zusehen, wie eine ganze Musikindustrie, mein Werk, sozusagen durch Computer, Social Media und all das dezimiert wurde – die traditionelle Soul-Musik stirbt dadurch irgendwie… Doch schließlich, als ich realisierte, dass bestimmte Künstler wie Amy Winehouse oder T-Pain (der SOUL TRAIN berichtete immer wieder über beide, Anm. d. Verf.) oder durch Hip Hop sowie überhaupt Dinge, die ich selbst gut finde und mache, nachwievor relevant sind, fühlte ich, dass ich zuversichtlich genug war, neues Material zu veröffentlichen, und das war die Zeit, in der ich begann, mich auf diese Trilogie-Reise zu begeben. Grundsätzlich ist es so: „BLACK summers‘ night…“, also „BLACK…“, ist der erste Teil, „..SUMMERS’…“ der zweite und „…NIGHT“ der dritte Teil. Wir hatten tatsächlich Probleme, es deutlicher herauszustellen, aber diese, ich gebe es zu, etwas verwirrende Namensgebung, kam dann irgendwie dabei heraus. Aber: „BLACK…“ führte uns ein in einen Charakter, der große Chancen mit der Liebe verstreichen ließ. Das Album beinhaltete soziale, politische Themen… Der zweite Teil der Trilogie, „…SUMMERS’…“, nimmt den gleichen Charakter, mich, und hoffentlich auch dich da draußen, mit in einen Bereich, wo Eigenverantwortung übernommen wird für die Handlungen, die vorgenommen wurden. Ich realisierte als eben dieser Charakter, warum sein, mein Leben, nun mal so ist, wie es ist. Zugleich wollte ich der Zerbrechlichkeit in seinem, meinem Dasein einen Ausdruck verleihen. All das passiert gerade, während wir sprechen, auch, während ich das Album schrieb. All diese Dinge führten mich schließlich zur ersten Single des aktuellen Albums, „Lake By The Ocean“.“

Michael Arens: „Musze und Hod David haben „black SUMMER‘ night“ geschrieben und produziert. Wie funktioniert diese Zusammenarbeit?“

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Aktuelles Album: Maxwell – black SUMMERS‘ night (Columbia Records/Sony Music)

Maxwell: „Sie wussten nicht wirklich, wie sie anfangen sollten und haben also wirklich bei null angefangen. Wenn ich mit Hod arbeite, weiß er meistens gar nicht, woran er mit mir ist. Oft ist es so, dass Dinge, an denen ich zunächst gar kein Interesse habe, plötzlich sehr mächtig und herausfordernd werden. Wir haben eine gemeinsame Chemie, die in mittlerweile 25 Jahren gewachsen ist. Er hat also einen sehr guten Einblick in meine Persönlichkeit, und hat zugleich die klare Vision, was wir mit all dem tun sollen, können. Wenn es ihn nicht gäbe, wäre ich nicht hier, hätte nicht all diese Musik gemacht. Ich feiere mit ihm jeden Tag, den wir Musik machen…“

Michael Arens: „Einmal mehr spielt deine Stimme und deine so typische, hochsensible Verwendung derselben eine wichtige Rolle bei „black SUMMERS‘ night…“

Maxwell: „Interessanter Weise sind ein Großteil der Aufnahmen beim ersten Take entstanden. Ich musste einfach loslassen, da ich daran glaube, dass der erste Moment der echte Moment ist und etwas zu wiederholen, nimmt der Sache oft das Leben! Ich fühle zugleich aber auch, dass die Worte, die Message, das Verständnis der Inhalte meiner Stimme ebenbürtig sind.“

Michael Arens: „Du bist ein sehr nachdenklicher Typ, der nichts, schon gar nicht ein Album wie „black SUMMERS‘ night“, leichtfüßig angeht…“

Maxwell: „Ich selbst bin mein schlimmster Feind! Ich muss mir selbst aus dem Weg gehen, es meinen Songs zu erlauben, sich selbst zu schreiben. Und schlichtweg ist es ein echtes Problem für mich, ins Studio zu gehen. Es ist wie dieser große Felsen, den du in eine Skulptur verwandeln möchtest, du aber nicht weiterkommst, bis dich jemand an die Hand nimmt, wegziehst und dir ermöglicht, die Sache mit Abstand zu sehen und neu zu bewerten.“

Michael Arens: „Welche Gefühle hast Du deinem neuen Album gegenüber?“

Maxwell: „Wegen meinem 20-jährigen Karriere-Jubiläum fühle ich, dass das Album mich zurück in diese Zeit trägt, dass es ein Symbol für diese Zeit ist, gerade mit Songs wie „All The Ways Love Can Feel“, „III“ oder „The Fall“, das Uptempo-Gefühl der Songs. Die Art, wie ich bin, kommt als neue Version dabei heraus…“

Michael Arens: „Was ist dein nächstes Projekt, von dem ich mir natürlich erhoffe, dass es nicht wieder sieben Jahre dauert… “

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Photo @ Eric Johnson

Maxwell: „Das nächste Projekt wird auch schon die Veröffentlichung des letzten Teils der „Blacksummer’s Night“-Trilogie, „black summers‘ NIGHT“, sein, eine Welttournee zu machen und damit diese Musik in jede Ecke des Planeten zu tragen und sie als Plattform zu benutzen, andere zu inspirieren, kreativer zu sein in einer Welt, in der es soviel Gewalt, Terror, Defizite oder sogar das versagen von Bildung, Defizite in der Gesundheitsversorgung gibt, all diese Dinge… Ich möchte eine Hülle, ein Gefäß der Veränderung sein, möchte jedem die Möglichkeit geben, ein Leben zu leben, in welchem sie frei sind und glauben dürfen, dass sie alles sein und erreichen können, alles machen können, was sie möchten. Doch mehr als das möchte ich, dass all meine Songs da draußen sind, denn ich denke, dass diese sieben Jahre bzw. 14 Jahre, die ich an dieser Trilogie gearbeitet habe, genug Verluste gezeigt haben: Menschen wie David Bowie, Prince, Muhammad Ali (auch hier: der SOUL TRAIN berichtete zigfach über alle drei, Anm. d. Verf.) sind gegangen und haben mir gezeigt, dass die Zeit hier auf diesem Planeten limitiert und besonders ist und dass es an der Zeit ist, etwas zu tun. Und was kann man tun? Das einzige ist, deine Kraft aus deiner Arbeit dazu zu verwenden, anderen Kraft zu geben, damit sie ihre Wünsche, ihre Sehnsüchte erfüllen können und das sein können, was sie in dieser Welt sein möchten, egal ob kreativ oder nicht, ganz egal.“

Michael Arens: „Musik ist…“

Maxwell: „…die richtige Art und Weise, wie Menschen wieder runterkommen und sich beruhigen und entschleunigen, gerade in einer Zeit wie dieser, in der es große Krisen gibt, in der ganzen Welt. Es geht gar nicht um mich, oder um das Album. Es geht darum, was der Hörer empfindet, erlebt, nachdem er das Album gehört hat, was er mit anderen teilt, egal was, zu heiraten, liebe zu machen, Kinder zu haben, Sex zu haben, ganz egal welchen,… wie wertvoll ich für sie dadurch werde. Ich sitze immer nur in irgendeinem Raum irgendwo und denke daran, ob das alles gut genug für die Menschen da draußen, für die Hörer, ist. Auch deswegen dauert das alles so lange, denn ich will, dass es nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen Besonders ist, so wie beispielsweise bei allem, was James Brown jemals gemacht hat! Es ist sehr wichtig für mich, zu wissen, dass Musik so viele Grenzen sprengen kann, gerade auch auf dem Menschenrechts-Level, wie bei Sam Cookes „A Change Is Gonna Come“ oder James Browns „Say It Loud, I’m Black And I’m Proud“ oder alles, was Nina Simone je gemacht hat, und zwar jeder einzelne Song  (und wieder: der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über alle genannten, Anm. d. Verf.). Für mich als Afro-Amerikaner, als Amerikaner, als Mensch, schwingen diese Dinge so stark in den Menschen, dass sie alle Menschen vereinen können, um gemeinsam das eine große Ziel zu verfolgen: Liebe! Also – ich sehe meine Verantwortung in meinem Dasein als Songschreiber, als Musiker, als Künstler – insbesondere aber als menschliches Wesen…“

© Michael Arens

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