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Aaron Neville – Soul Update Aaron Neville – Soul Update
Aktuelles Album: Aaron Neville – Apache (Tell It Records/Rough Trade) Ein wahrhaftiger Tausendsassa des gesamten Black Music-Universums zwischen Soul und Funk, Blues und Jazz,... Aaron Neville – Soul Update

Aktuelles Album: Aaron Neville – Apache (Tell It Records/Rough Trade)

Ein wahrhaftiger Tausendsassa des gesamten Black Music-Universums zwischen Soul und Funk, Blues und Jazz, Doo Wop und Gospel, Rhythm and Blues und Rock and Roll und immer wieder der eklektischen Musik seiner Heimat New Orleans, das ist Aaron Neville, Ikone US-Amerikanischer Musikgeschichte und heute, im 75. Lebensjahr und im 56. Karrierejahr, aktiver denn je.

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Photo @ Sarah A. Friedman

Mit schöner Regelmäßigkeit nimmt Neville, populärster und gerade Solo sicher erfolgreichster Spross der geschichtsträchtigen, weitläufigen Neville Brothers-Musikfamilie, neue Musik, neue Alben auf, die oft dem musikalischen Zeitgeist trotzen und ihn ebenso präsentieren, wie er selbst sich sieht: als Mensch, Sänger, Songschreiber und Künstler mit eigener Handschrift, wobei gerade die unverkennbare Falsett-Stimme Aaron Nevilles inklusive dem typischen, unnachahmlichen Schmelz in seinem sensibel schwingenden Organ einen wichtigen Teil dieser Identität zu tragen hat (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über Aaron Neville und die Neville Brothers).

Dass Aaron Neville, der bis heute immer wieder auch durch seine Fitness und seinen Hang, seinen körperlichen Verfall auch in fortgeschrittenem Alter nicht einfach hinzunehmen und so als Muskelgestählter Bodybuilder immer wieder ganz unverblümt und öffentlich von sich reden macht, mittlerweile seinen Wohnsitz von seiner Heimat New Orleans nach New York City gewechselt hat (Neville: „…vom Big Easy zum Big Apple!“), schlägt sich nun auch im Sound seines neuen Studioalbums mit dem bedeutungsschwangeren Titel „Apache“ nieder – zu den Hintergründen des Titels später im Interview mehr.

So holte sich Neville tatkräftige Unterstützung von den Daptone Records-erprobten David Guy und Cochema Gastel sowie Eric Krasno und Ryan Zoidis von Soulive, um nur eine Handvoll der „Apache“-Protagonisten aufzuzählen (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete über alle genannten).

Auffällig am von Krasno mit fester Hand produzierten, genialen neuen Album ist zudem, dass der Fokus dieses mal, anders als auf den letzten und überhaupt meisten, bisherigen Album-Projekten Aaron Nevilles weniger im Doo Wop und im Gospel und Blues und in der Musik New Orleans‘ lagert, sondern deutlicher im klassischen, nach vorne trabenden Soul und Funk, sogar mit retrospektivem Blaxploitation-Vorwärtstrieb und gar in Seventies-Filmmusik-Ästhetik á la Lalo Schifrin oder Dave Grusin (und wieder: der SOUL TRAIN berichtete zigfach über beide genannten), liegt – alleine das Intro von „Apache“, zugleich erste Single des Albums, „Be Your Man“, bebildet das überaus nachdrücklich: Aaron Neville klingt heute agiler, frischer und, im positivsten Sinne, angriffslustiger als in den vielen Jahren seiner beeindruckenden Karriere zuvor; ein Tip übrigens für all jene, die mit der Arbeit von Aaron Neville noch nicht in aller epischen Breite vertraut sind: einfach mal Aaron Neville googeln, die Superlative um ihn würden den Rahmen dieses Interviews in einem hoffnungslosem Maße sprengen…

Bei soviel Soul, den das Falsettgetränkte, mit Doo Wop-Schmelz trickreich und vielschichtig angereicherte, neue Album, Soul-Album, von Superstar Aaron Neville, „Apache“, an den Tag legt, war es unvermeidlich und eine Ehrensache für den SOUL TRAIN, Neville im exklusiven Interview die Hintergründe und die Geschichte zum neuen, abendfüllenden, abwechslungsreichen und immens unterhaltsamen neuen Album sowie dessen Seele zu entlocken…

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Photo @ Sarah A. Friedman

Michael Arens: „Dein neues Album „Apache“ überrascht mit einem für dich ungewöhnlich hohen Anteil an wirklich unterhaltsamen Soul, mit dem Du dich etwas wegbewegst von deinem regulären Wurzeln aus Blues, Gospel, Doo Wop und deinen New Orleans-Idealen…“

Aaron Neville: „Dieses Album bin einfach ich! Es sind meine Worte und mein Leben. Ich wollte, dass die Fans meine Geschichten hören. Geschichten über die Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin in New Orleans; Mole Face und Melvin, im Song „Stompin‘ Ground“ beispielsweise, also ich und mein Freund Melvin. In „Heaven“ können meine Fans etwas Gospel lauschen und Doo Wop in „Sarah Ann“. Es gibt übrigens ein wenig Doo Wop in allem, was ich tue, mit den Improvisationsanteilen, die ich gerne am Ende meiner Songs hinzuaddiere. Einige der Songs von „Apache“ gehen zurück auf den Sound der Siebziger Jahre und so haben wir zum Beispiel beim Song „Hercules“ versucht, diesen älteren Grooves ein Update zu verpassen.“

Michael Arens: „Aber auch die Texte sind einmal mehr bemerkenswert…“

Aaron Neville: „Alles begann mit meiner Poesie. Und später dann mit der Verknüpfung mit Eric Krasno und Dave Gutter, um diese Poesie in Musik umzuwandeln. Wir haben im Studio mit einer großartigen Gruppe von Musikern aus Brooklyn zusammengearbeitet, um diesen Sound hinzubekommen, und ich liebe ihn. Geschrieben habe ich vieles davon auf meinem iPhone, ich benutze keinen Stift und Papier mehr, auch, wenn ich mich noch gut daran erinnere, wie ich meinen Namen schreibe… (lacht) Ich schreibe darüber, was ich in der Welt sehe, was gerade wo passiert, um uns herum, von Menschenhand gemachte Katastrophen, die einfach viel zu häufig auftreten, Sachen, die um mich herum existieren, was ich in den Nachrichten sehe. Meine Frau Sarah inspiriert mich ebenfalls, sie ist meine Orchidee im Sturm – „Orchid In The Storm“. Ich habe auch ein Buch mit dem Titel „I Am A Song“ veröffentlicht, 2009, in limitierter Auflage, und ich schreibe noch immer Gedichte, von dieser Seite wird also noch einiges mehr kommen…“

Michael Arens: „Du hast ihn bereits selbst erwähnt: Eric Krasno. Erzähl‘ mir mehr von der Zusammenarbeit!“

Aaron Neville: „Mit Eric zu arbeiten war wirklich cool. Ich kannte ihn bereits, da er mit meinem Sohn Ivan Neville und Dumpstaphunk (der SOUL TRAIN berichtete, Anm. d. Verf.) zusammengearbeitet hat. Er hat diese großartige Gruppe von Musikern zusammengebracht um im Studio diese Musik aus meiner Poesie zu schreiben, kreieren. Wir haben alles live im Studio eingespielt, und die Musik bringt wohl auch deswegen ein großartiges Gefühl mit sich.“

Michael Arens: „Auch bei „Apache“ heißt es wieder: diese Stimme, diese Stimme, diese Stimme… Stört es dich, wenn dich viele deiner Fans nachwievor über deine Stimme und weniger über die Musik selbst identifizieren?“

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Aktuelles Album: Aaron Neville – Apache (Tell It Records/Rough Trade)

Aaron Neville: „Nein, und vielen Dank für das Lob. Ich bin einfach nur glücklich, dass ich noch immer singen kann und darf, und ich habe absolut keine Pläne, nun damit aufzuhören! Gerade wo die Arbeit an „Apache“ eigentlich sehr entspannt ablief, es keine großen Probleme gab. Wir haben das Album sogar hier in New York City aufgenommen, ganz in der Nähe von meinem Wohnort, das war also alles cool.“

Michael Arens: „Eine vielleicht etwas plumpe, aber gerade für unsere Leser nicht unwichtige Frage: Was hat es mit diesem „Apache“-Thema auf sich?“

Aaron Neville: „“Apache“ war mein Kosename, als ich ein Kind war. Es begann eigentlich als „Apache Red“ – „Roter Apache“ – da meine Haut von der Sommersonne immer rot wurde. Hinterher wurde halt aus „Apache Red“ schlichtweg „Apache“. Das habe ich mir auch so auf den Rücken tätowieren lassen… (sehr schön auf dem Foto erkennbar, Anm. d. Verf.)“

Michael Arens: „“My True Story“, dein letztes Album, war stilistisch ja noch ein etwas anderes Vehikel….“

Aaron Neville: „“My True Story“ war ein Doo Wop-Album durch und durch, was ein Musikstil ist, den ich zu singen immer sehr liebe. Da ist grundsätzlich immer etwas Doo Wop in allem, was ich mache. Ich liebe diese Songs, aber die Songs auf „Apache“ sind meine Songs und erzählen meine Geschichte. Es gibt natürlich auch dort ein wenig Doo Wop, zum Beispiel bei „Heaven“, das hätte auch gut auf „My True Stroy“ gepasst! „Apache“ ist schon was besonderes für mich, denn dieses Album ist auch mein allererstes Album, auf dem alle Songs von mir stammen. Ich habe bisher immer viel die Songs anderer Leute gesungen, und das werde ich auch weiterhin tun, aber diese Songs sind besonders und du kannst das in den Songs auch gut hören. Du kannst Geschichten hören, die davon berichten, was ich durchgemacht habe, als ein kleiner Ratschlag an mein jüngeres Ich – ich musste ihm mal die Leviten lesen…“

Michael Arens: „“Was weiterhin passt sind auch die tollen, atmosphärischen Fotos von dir, die auf die Musik von „Apache“ perfekt abgestimmt wirken…“

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Photo @ Sarah A. Friedman

Aaron Neville: „Meine Frau Sarah hat diese Fotos von mir für das Artwork gemacht, das ist alles sehr wichtig für mich. Es gibt einige wirklich großartige Aufnahmen im Booklet des Albums (CD, Anm. d. Verf.). Ich hoffe, dass alle die Chance kriegen, diese zu sehen!“

Michael Arens: „Du bist jetzt, wenn ich das erwähnen darf, Mitte 70. Was bedeutet dir Musik, deine Musik?“

Aaron Neville: „Ich liebe Musik. Sie ist in meinem Blut und gehört sehr natürlich zu mir. Musik kann politisch sein oder eben auch nicht. Die Menschen haben mir immer erzählt, dass mein Song „Tell It Like It Is“ als Protest-Song in Vietnam genutzt wurde, und das ist ebenfalls cool. „A Change Is Gonna Come“ von Sam Cooke (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male, Anm. d. Verf.) zum ersten mal zu hören war sehr wichtig für mich, es ist ein unglaublich kraftvoller Song, den er leider niemals live singen konnte. Ich singe den Song gerne auf meinen Gigs…“

Michael Arens: „Von denen Du ja stets eine Menge auf dem Kalender hast. Obwohl ich die Antwort bereits kenne und sie, wenn man sich nur halbwegs mit dir und deiner Karriere befasst, allzu offensichtlich ist: Wirst Du „Apache“ auch live präsentieren?“

Aaron Neville: „Natürlich. Ich toure sogar gerade mit diesem Album und werde das auch weiterhin tun. Ich spiele Gigs mit meinem Quintett (das Aaron Neville Quintet, eine Art Neuinterpretation der Neville Brothers-Magie, Anm. d. Verf.) und trete mit meinem Pianisten Michael Goods als Duo auf. Meine Fans können ein wenig von alldem auf meinen Solo-Konzerten hören. Darüber hinaus habe ich noch nie ein reines Blues-Album aufgenommen, möchte das also in der Zukunft noch tun. Mit 75 habe ich soweit keinerlei Pläne, langsamer zu werden!“

© Michael Arens

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