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Raphael Wressnig – Die Gelassenheit der Grooves Raphael Wressnig – Die Gelassenheit der Grooves
Aktuelles Album: Raphael Wressnig with Alex Schultz & James Gadson – Chicken Burrito (Pepper Cake Records/ZYX Music) Warum Hammond B-3-Virtuose Raphael Wressnig trotz aller... Raphael Wressnig – Die Gelassenheit der Grooves

Aktuelles Album: Raphael Wressnig with Alex Schultz & James Gadson – Chicken Burrito (Pepper Cake Records/ZYX Music)

Warum Hammond B-3-Virtuose Raphael Wressnig trotz aller stilistischen Black Music-Vermischung mehr als waschechter Funkateer und erdverbundener Power-Blueser denn als puristischer Jazzmusiker wahrgenommen wird, kann man sehr schön an seinem neuen Album „Chicken Burrito“, erschienen über das Pepper Cake Records Label (in Deutschland vertrieben über ZYX Music und als CD und Vinyl sowie in den üblichen Streaming- und Digital-Formaten erhältlich) nachhören und nachvollziehen, auf dem er gemeinsam mit Gitarrist Alex Schultz und Drummer-Legende James Gadson in Aktion tritt (der SOUL TRAIN @ soultrainonline.de berichtete unzählige Male über Funkateer Raphael Wressnig, unter anderem hier: READ MORE).

Das neue Album, einmal mehr ein Beweis von Wressnigs Neigung zu knackigem, erdigem, strunzehrlichem und dahingerotztem, tatsächlich gefühltem Blues, Funk und den Vibes und dem Herzschlag von Soul und stets stramm strukturierten, aber nie steifen, klassischen Songaufbauten wurde in Los Angeles aufgenommen (so wie schon beim 2014er „Soul Gumbo“-Album, das in New Orleans aufgenommen wurde, oder beim Nachfolgealbum „The Soul Connection“, das Raphael Wressnig in der brasilianischen Megametropole Sao Paulo aufnahm, wurde auch das neue Werk in der der entsprechenden Stimmung angemessenen Megacity Los Angeles aufgenommen) und spiegelt all das wider, was den Sound des Österreichers Raphael Wressnig seit seinen Anfängen vor rund 15 Jahren ausmacht, einen Sound, der insbesondere in Soul und Funk-, aber auch in Blues- und Jazz-Kreisen als einer mit hohem Spieldruck und ebenso hohem Wiedererkennungswert und immensem Unterhaltungswert wahrgenommen wird.

Raphael Wressnig (Photo © Mirjam Koch)

Das selbst geschriebene und in Personalunion mit Gregor Schenker (der SOUL TRAIN berichtete) produzierte neue Werk „Chicken Burrito“ unterstreicht einmal mehr diese Attitüde, die Wressnig insbesondere in seine eigenen Komposition legt und spielt einmal die Coolness seines bisherigen Schaffens, dem Werk eines Vollblutmusikers, ganz klar in den Vordergrund.

Zugleich klingt „Chicken Burrito“ des Raphael Wressnig, sein brandneues Album, ganz typisch und fast überirdisch cool, brummt, wabert und läuft ehrlich nach vorne und bedient dabei frank und frei das glorreiche Black Music-Universum zwischen Soul mit Southern Soul, Funk, Jazz, einem unbestimmten Rock’n’Roll-Gefühl und sogar und selbstverständlich Bereiche wie Blues, Hip Hop, Americana und Folk als wäre es die normalste Sache der Welt.

Allerhöchste Zeit also, Organist, Komponist, Sänger, Songwriter, Produzent und Funkster – Funkateer – Raphael Wressnig etwas näher auf den Zahn zu fühlen und ihm im exklusiven und längst überfälligen SOUL TRAIN-Interview alle notwendigen Fragen zu seiner Karriere, seinem Talent, seiner hör- und spürbaren Liebe zu seinem klassischen Instrument Hammond B-3 und letztlich zu seinem neuen, abendfüllenden Album „Chicken Burrito“, seinem großartigen Gemeinschaftswerk mit Alex Schultz und James Gadson (selbstverständlich berichtete der SOUL TRAIN bereits unzählige Male über beide), zu stellen…

Michael Arens: „Glückwunsch zu „Chicken Burrito“ – ein ganz typisches, super geerdetes, hinreißend cooles Album, das man hören sollte, statt drüber zu schreiben… Entspricht das fertige Werk dem, was Du dir vor dem viel zitierten Gang ins Studio zurecht gelegt hattest?“

Raphael Wressnig: „Vielen Dank für die Blumen, lieber Michael! Ich hatte keine Eile mit dem Album und habe es lange vorher geplant. Ich habe Songs geschrieben und wir haben einen Studiotermin festgelegt. Wir haben an einem Tag aufgenommen. Schwierig war, dass James (Gadson) in den Monaten davor an einer Lungenentzündung laboriert hat und geschwächt war und erst einen Gig davor gespielt hat und schön langsam wieder fit wurde. Wir waren vor der Session etwas besorgt, aber beim ersten Take vom ersten Song, als ich den Punch der Drums gehört und gespürt habe, hab‘ ich gewusst: “Gonna be alright!!!“ Ich habe eine große Freude mit dem Album. Man weiß davor nie, wie die Session läuft, aber wenn man mit Leuten wie Alex Schultz und James Gadson aufnimmt, darf man sich auf jeden Fall auch kreatives Input im Studio erwarten. Die Songs und die wichtigen Hooks müssen vorher da sein. Alleine aber jedes Drum-Pickup von James ist pures Gold. Simpel aber so “tasty” und so gelassen und fett – that’s it!“

Michael Arens: „Erzähl‘ mir und meinen Lesern mehr von der eigentliche Entstehung des Albums im Studio!“

Raphael Wressnig: „Es sammeln sich über einen längeren Zeitraum neue Songs oder Songideen an. Es war ganz klar, dass es wieder ein Groove-Ding werden soll, zwischen Funk und Soul. Ein wichtiges Album von mir war “Soul Gumbo”, das ich in New Orleans aufgenommen habe. Für mich ist das Spannungsfeld zwischen geraden Beats und geschwungenen Beats unglaublich interessant. Genau das wird in New Orleans so eindrucksvoll zelebriert. Die 2nd Line Grooves bewegen sich genau dazwischen. James Gadson war ein Musiker der auch genau in diesem Spannungsfeld einige der coolsten Funk und R’n’B-Beats geprägt hat. Er weiß wie kein Zweiter einen geraden Funk-Beat mit einem Swing-Feeling zu versehen. Seine „Pocket“ ist magisch…“

Michael Arens: „“Chicken Burrito“ wurde in Los Angeles aufgenommen, während, wie Du ja bereits erwähntest, „Soul Gumbo“ damals in New Orleans entstand während „The Soul Connection“ in Brasilien aufgenommen wurde. Warum spielt das, warum spielt die Location, der Geist und die Seele der Location, eine Rolle?“

Alex Schultz, Raphael Wressnig, James Gadson (v.l.n.r.)

Raphael Wressnig: „Die Musik, die ich mache, ist nicht komplex oder ähnliches, sie lebt aber von Färbungen, Schattierungen. Sie ist „sophisticated“. Um der Musik diese Färbungen und Geschmäcker zu geben, arbeite ich gerne mit Leuten, die genau das beitragen können. Die Beats und Grooves sind in New Orleans anders, obwohl das hier in Europa viele kopieren. Es gibt hier einfach schlicht keinen James Gadson. Es gibt in Europa gute Drummer, aber das gewisse Etwas findet man hier nicht so einfach. Mit meiner „Steady-Band“, Raphael Wressnig & The Soul Gift Band, zeichne ich diese Schattierungen nach. Wir sind ein eingespieltes Team. Mit der Band ist die Musik genau so „laid-back“ wie ich sie im Studio in New Orleans entstehen habe lassen. Das hat aber auch Zeit gebraucht. Musiker wie James Gadson färben auf mich ab. Die Gelassenheit der Grooves passen zu meiner Persona, zu der Art wie ich Hooks und Grooves anlegen mag!“

Michael Arens: „Erzähl‘ mir mehr von jener Zusammenarbeit mit Drummer-Legende James Gadson!“

Raphael Wressnig: „Ich habe gewusst, dass Alex (Schultz) viel mit Gadson gearbeitet hat. Sie haben jahrelang lokale Club Shows in Los Angeles zusammen bestritten. Ich weiß, dass beide diesen Mix aus Soul, Funk und R’n’B lieben. Ich hatte Demos von meinen Songs gebastelt und aufgenommen. Die habe ich James geschickt. Wir trafen uns dann einfach um zehn Uhr morgens im Studio und haben losgelegt. Wir haben jeden Song angespielt, ein, zwei Grooves probiert, haben uns Breaks angesehen und ab dem Zeitpunkt wo jeder wusste wo es lang geht haben wir von jedem Song zwei bis drei Takes gemacht.“

Michael Arens: „Und wie war das mit Alex Schultz?“

Raphael Wressnig: „Alex kenne ich schon über viele Jahre und wir haben schon viele, viele Platten zusammen gemacht. Dieses Album wollten wir im Trio aufnehmen. Wenn man so will ist es eine Orgel-Trio-Platte die etwas gepimpt ist. Drei Musiker einen vollen Tag im Studio, im selben Raum, keine Overdubs. Später hat Alex ein paar Rhythm-Gitarren hinzugefügt. Ich habe dann bei mir zu Hause ein paar Wurlitzer-Piano, Fender Rhodes und Clavinet-Spuren aufgenommen. Einige Songs sind genau wie wir sie in Los Angeles aufgenommen haben, bei manchen sind eben die zusätzlichen Tracks von mir und Alex hinzugekommen.“

Michael Arens: „Was ist die DNA, die Seele von „Chicken Burrito”?“

Raphael Wressnig: „Die DNA von “Chicken Burrito” sind die Grooves und die Sounds. Einerseits die Funk Grooves die „laid-back“ sind und dennoch mit ungeheurem Drive versehen sind und die funky Sounds, die man mit den Seventies assoziiert. Phaser auf den Gitarren und am Clavinet und der satte Backbeat auf der Snare versprühen die sexy Vibe die es braucht.“

Michael Arens: „Wie genau definiert sich eigentlich deine persönliche Faszination für DEIN Instrument, die Hammond B-3-Orgel?“

Raphael Wressnig: „Für mich ist die B-3 das Vehikel. Über die Orgel kann ich Emotion, Stimmungen transportieren. Wie für mich sonst kein Instrument kann die Hammond kreischen, aufschreien und auch zart wispern. Sie hat eine nicht enden wollende Auswahl an Klangfarben. Ich möchte das auch bei den Konzerten zur Schau stellen. Orgel-Legende Jimmy Smith (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male, Anm. d. Verf.) kommt mit relativ wenigen Sounds aus. Ich selber verwende auch einige klassische Sounds, möchte aber im Zuge einer Show die ganze Dynamik, Kraft und Energie und den Facettenreichtum der Orgel zeigen.“

Raphael Wressnig with Alex Schultz & James Gadson – Chicken Burrito (Pepper Cake Records/ZYX Music)

Raphael Wressnig: „Für mich ist die B-3 das Vehikel. Über die Orgel kann ich Emotion, Stimmungen transportieren. Wie für mich sonst kein Instrument kann die Hammond kreischen, aufschreien und auch zart wispern. Sie hat eine nicht enden wollende Auswahl an Klangfarben. Ich möchte das auch bei den Konzerten zur Schau stellen. Orgel-Legende Jimmy Smith (der SOUL TRAIN berichtete unzählige male, Anm. d. Verf.) kommt mit relativ wenigen Sounds aus. Ich selber verwende auch einige klassische Sounds, möchte aber im Zuge einer Show die ganze Dynamik, Kraft und Energie und den Facettenreichtum der Orgel zeigen.“

Michael Arens: „Was bedeutet dir also Musik, deine Musik, Musik mit Groove und Seele? Wie stehst Du zum gegenwärtigen Stand von Soul, Funk, Blues, Jazz & Co.? Wie sieht die Zukunft des Genres aus?“

Raphael Wressnig: „Mein Song „Born To Roam“ beantwortet Deine Frage lyrisch und musikalisch. In dem Song behandle ich genau das. Ich beschreibe die musikalischen Stationen, die mich bewegt haben. Musikalische Abenteuer in Memphis, in New Orleans und in Kalifornien, aber auch die Tourneen und privaten Eindrücke. Da kommen der Sonnenaufgang in Kroatien, der Grappa in Italien vor. Viele der musikalischen Abenteuer haben mich ungemein geprägt. Intensive Sessions in Memphis, Tourneen mit einigen Veteranen der Blues-Szene. Diese Erfahrungen färben ab. Im positivsten Sinne. Ich bin kein Musiker, der sich Musik auf You Tube reingezogen hat. Kein Vulfpeck oder Snarky Puppy, keine You Tube-Phänomene. Ich war erst vor der Bühne und dann oft auf der Bühne. Ich bin mit so vielen Leuten auf der Bühne gestanden, die in den 60ern und 70ern diesen tollen Sound mitgeprägt haben. Meine Musik ist daher Old School, unverblümt, direkt, erdig. Ich sehe es als meine Mission an, diesen erdigen, direkten Zugang zur Musik weiterzutragen und ich möchte die besten Elemente aus diesem Old School-Zugang mit ins Jetzt nehmen. Soul, Funk und Blues wird es immer geben. Wir brauchen mehr berührende Musik, mehr Liebe, mehr Seele in der Musik, mehr Herzblut! Blues ist der Ursprung von vielem und eine Stimmungslage, die es auch immer geben wird. Ich spüre gerade, dass sich im Jazz ungemein viel tut. Ich glaube, gerade hier in Europa haben in den letzten beiden Jahrzehnten viele Leute um eine europäische Ausprägung des Jazz gerungen und dabei die Roots vergessen.“

Michael Arens: „Wie geht es weiter mit deiner beachtlichen Karriere – was kommt als nächstes?“

Raphael Wressnig (Photo © Erwin Saidnader)

Raphael Wressnig: „Wir haben soeben die Single „Nasty“ veröffentlicht und dazu ein Musik-Video. Es kommt noch eine Single und vielleicht ein Video dazu. Natürlich gehen wir demnächst eifrig auf Tour. Es gibt schon Ideen fürs nächste Album, aber da habe ich noch viel Zeit. Ich möchte meine Live-Band mehr in das neue Album einbinden. Vielleicht mit mehreren Partnern produzieren. Ein paar Songs mit meiner Stammband, ein paar Songs mit meinem „Buddy“ Igor Prado (einmal mehr: der SOUL TRAIN berichtete, Anm. d. Verf.). Es wird sich zeigen. Ich spiele auch schon länger mit dem Gedanken, ein Weihnachtsalbum aufzunehmen. Eher eine EP, bzw. eine X-Mas-Soul & Blues-LP. Ein paar weihnachtliche Songs im Soul-Gewand mit richtig coolen Gästen, das würde mich reizen!“

Michael Arens: „Letzte Worte?!“

Raphael Wressnig: “ Ich glaube, mit dem Album rücke ich die Hammond, meinen Sound und meine Hooks wieder mehr in den Vordergrund. Insgesamt ist alles mehr am Punkt, keine großen Ausschweife. Ich habe aber versucht, den Fokus zu öffnen und steuere die paar Vocals selbst bei, erzähle in „Born To Roam“ meine Geschichte, das alles verpackt in coole Soul- und Funk-Grooves. Schlicht, „tasty“ und würzig. Wie in der Küche. Soulfood. Chicken Burrito. Be nice! Genießt das Leben, bleibt stehen, lasst Raum für Musik, für eure Lieben und für die schönen Dinge des Lebens und, „most of all“: teilt sie!“

© Michael Arens

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Raphael Wressnig with Alex Schultz & James Gadson – „Nasty“ (Official Music Video):

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