


Aktuelles Album: Nao Yoshioka – Flow (Sweet Soul Records)
“Dieses Album fühlt sich an, als hätte es geboren werden wollen!” sagt die japanische Neo Soul- und City Pop 2.0-Avantgardistin und Herzblut-Sängerin Nao Yoshioka über ihr gefeiertes neues Album “Flow“, welches dieser Tage als “Deluxe Version“ nun auch endlich in Deutschland erhältlich ist, ein Umstand, der nicht nur den SOUL TRAIN @ soultrainonline.de für ein exklusives Interview auf den Plan ruft, sondern den leider nachwievor immer noch viel zu wenig asiatische Veröffentlichungen erleben dürfen: Japan, Südkorea, Singapur, Indonesien, Malaysia oder die Philippinen sind, um nur einige wenige zu nennen, regelrechte Hochburgen von Soul, Funk & Co.!

Nao Yoshioka
Dazu, wie dieses Projekt entstand, weiß eine sehr sympathische Nao Yoshioka im exklusiven SOUL TRAIN-Interview ausführlich zu berichten und, soviel darf ich vorwegnehmen, involviert einmal mehr die auch Jahre später noch immer nachwirkende Corona-Pandemie: “Zwischen 2018 und 2020 lebte ich in New York. Ein internationaler Künstler zu werden war schon immer mein Traum. Ich hatte gerade erst mein vorheriges Album veröffentlicht, mit TV- und Radio-Auftritten, und sollte auf meine allererste Solo-Tour aufbrechen. Ich war überglücklich. Dann kam die Pandemie, und ich hatte gar keine andere Wahl als nach Japan zurück zu kehren. Ich konnte nur zusehen, wie mein Traum vom Aufbau einer Karriere nach und nach zerbröckelte. Während dieser Zeit erfuhr ich etwas, dass man in der Psychologie “Flow State“ nennt: man ist komplett versunken in dem Moment, mit deinem Herzen und deinem Geist vollkommen frei gesetzt. In der Musik nennen wir das „getting into the zone“ (in etwa: “in der Zone ankommen“, “sich voll und ganz mit dem Fluss bewegen“ oder “sich absolut in eine Sache hineinbegeben“, Anm. d. Verf.). Eben dieses Gefühl, wenn du voll und ganz den Groove reitest! Anders, als Karriere-Ziele weiter zu verfolgen, begann ich, meinem Herzen zu folgen, und eben dieser Sinn für Freiheit wurde zum Fundament für mein Album „Flow“.“

SOUL TRAIN HOT TIP: Nao Yoshioka – Flow (Sweet Soul Records) (Regular Version / Deluxe Version)
Doch bewegen wir uns erst einmal weg von der Gefühlswelt hinter der Musik hin zur schieren Musikalität des unglaublich guten, supersanft und trotzdem mit scharfen Kanten versehenen Neo Soul- und City Pop-Wunderwerkes namens “Flow“, jetzt gerade erst als “Deluxe Version“ Variante mit gleich drei Zusatztracks, zwei Remixes sowie einem bis dato unveröffentlichen Song erschienen (dazu später mehr). Nao Yoshioka: “Es hat fünf Jahre gebraucht, diesem Album Leben einzuhauchen. Der tatsächliche Aufnahme-Prozess benötigte eineinhalb Jahre, aber ich brauchte eben auch Zeit für mein Herz und meinen Geist, um in diesen Ort hineinzuwachsen, in welchem ich dieses Album kreieren konnte.“
Und warum nun diese “Deluxe Version“, die wie bereits angekündigt mehrere neue Tracks bzw. Remixes bereits existierender Tunes mitbringt? Nao Yoshioka dazu: “Eben wegen dieser bereits erwähnten Reise, wollte ich dem Album verschiedene Sichtweisen verleihen und habe mich dazu entschlossen, eine “Deluxe Version“ heraus zu bringen, zum ersten mal überhaupt. Mit der Veröffentlichung von “Flow“ und der “Flow“-“Deluxe Version“ hatte ich schließlich die Möglichkeit, durch elf Länder zu touren, rund um den Globus.“
Immerhin hat ihr Entschluss, das Album mit Gästen wie MXXWLL, Nappy Nina, Jarreau Vandal, Devin Morrison, JAEL, Big State, Takuya Kuroda, Reuben James, Melanie Charles, SWARVY oder Shuko, um nur einige zu nennen, als Deluxe Variante erneut herauszubringen, ihr auch endlich die verdiente Aufmerksamkeit hier in Deutschland gebracht, was natürlich den SOUL TRAIN @ soultrainonline.de auf den Plan rief.

Shuko
Sprechen wir also über diese drei neuen bzw. neu bearbeiteten Tracks, über die Remixe, welche die “Deluxe Version“ vom brillanten “Flow“-Album, selbstredend ein verdienter SOUL TRAIN HOT TIP, mit sich bringen, als da wären “If U Believe“ als neuer Song sowie “You Never Know (SWARVY Remix)“ featuring Melanie Charles sowie “Nobody Chase Me“ als “Shuko Remix“. Nao Yoshioka über die Zusatz-Tracks: “Diese Songs wurden exklusiv für die “Deluxe Version“ kreiert. Ich habe SWARVY als erstes getroffen, als MNDSGN auf einem Festival in Japan spielten, er ist der Bassist der Band. Das war der Beginn unserer Verbindung. Durch ihn kam ich an Nappy Nina, die ebenfalls Gast auf dem Album ist. Was SWARVY betrifft, so habe ich seinen Sound immer geliebt, also fühlte sich eine Kollaboration ganz natürlich an. Um dem noch einen drauf zu setzen, spielte eine gute Freundin SWARVYs, Melanie Charles, die Flöte auf “Flow“, was den Track erst so richtig zum Leben gebracht hat, und einer meiner Lieblings-Remixes ist. Was Shuko betrifft, so startete die Zusammenarbeit, nachdem wir uns auf Instagram gegenseitig folgten. Wir sprachen zuerst über Zoom, und ich war sehr bewegt von seiner Liebe und seiner Leidenschaft zur Musik. Er unterstützt unabhängige Künstler, wo es nur geht, und wir haben sofort super funktioniert, was schließlich zu dieser Kollaboration führte. SWARVY und Shuko sind unglaubliche Produzenten, und ich freue mich schon darauf, in der Zukunft mehr Original Tracks mit ihnen zu produzieren, nicht nur Remixes.“
Auf die Frage nach “If U Believe“, dem dritten Zusatztrack der „Deluxe Version“ von „Flow“, wird Nao Yoshioka emotional: “If U Believe“ ist ein sehr besonderer Song für mich. Er markiert einen ganz besonderen Meilenstein in meiner Karriere. Dieses Jahr ist das 13. Jahr, seit ich mein Debüt veröffentlicht habe. So ist es ein Song, welcher mich inspiriert, weiter nach vorne zu marschieren, mich frei zu bewegen, ohne Limit, direkt in die Zukunft!“

SWARVY
Von den drei Special Tracks der “Deluxe Version“ von “Flow“ zurück zum Album überhaupt, nachwievor ein unglaublich gutes Album, welches auf allen Ebenen begeistert und eine grandiose Mischung aus Soul, Funk, Neo Soul, R’n’B, City Pop und Attitüden aus Jazz als auch aus Hip Hop-Ideologie ist, und Nao Yoshioka zugleich als zurückhaltende und feinfühlige Sängerin aber auch Singer/Songwriterin zeigt: “Ich fange eigentlich immer damit an, sehr achtsam ein alles überspannendes Konzept für ein Album zu entwickeln“, erklärt Nao ihre grundsätzliche Arbeit als musikalischer Freigeist, der Arbeit, die sie in Angriff nimmt, wenn sie an einem Album wie diesem arbeitet. Sie führt aus: “Dann beginne ich, nach und nach Ideen zusammenzutragen, Bilder, die zum Album, zu den Songs, passen. Im Studio arbeite ich dann mit dem oder den Produzenten um eine gemeinsame musikalische Richtung zu teilen, baue den entsprechenden Track gemeinsam mit dem Produzenten auf, schreibe dann die Lyrics dazu und baue dann die Melodie auf, basierend auf dem jeweiligen Thema. Dieses Stadium des Konzeptionierens ist der wichtigste Teil für mich, es kann leicht sechs Monate und mehr dauern. Ich habe eingehende Diskussionen mit meinem Produzenten, Naoki Yamanouchi, um sicher zu stellen, dass das Konzept stark genug ist, um als vollständiges Album eine Form anzunehmen. Auf der musikalischen Seite bringt Naoki frische Ideen und neue Richtungen mit an den Tisch, und zusammen formen wir die Vision und kreieren wie Arbeit, eben durch kreativen Austausch.“
“Flow“ von Nao Yoshioka hört und fühlt man all diese oft emotionale Herangehensweise und die Liebe zur Musik aller Beteiligten (übrigens inklusive Qmillion und Sam Brawner als die wichtigsten Macher an den Reglern, die aufmerksame SOUL TRAIN-Leser sicher aus ihrer Arbeit für und mit Robert Glasper oder Anderson .Paak kennen und lieben werden) überdeutlich an. Mitunter klingt das Album sogar fast zerbrechlich, was durch Naos sensible Kopfstimme noch einmal deutlich unterfüttert wird, schlichtweg perfekt eingenordet auf diesen Sound, der wie bereits erwähnt Soul, Funk, Jazz- und Hip Hop-Ideologie und eben das feinste, was R’n’B, Neo Soul 3.0 und jener City Pop, den wir im SOUL TRAIN so sehr lieben, so wunderbar und auch losgelöst und scheinbar sorgenfrei in sich vereint.

MXXWLL
Wie immer steht zum Schluss die Frage nach dem Fazit, zum hoffentlichen Durchbruch auch in Deutschland, zum fantastischen, coolen “Flow“-Album, ob nun als reguläre Ausgabe oder als “Deluxe Version“, selbstredend auch auf Vinyl sowie auf den üblichen Digital-, Download- und Streaming-Plattformen erhältlich, im Raum. Nao Yoshioka beendet das Interview mit folgenden Worten: “Ich habe Pläne im Herbst und danach auf Tour zu gehen. Aber in diesem Sommer werde ich mich voll und ganz um die Kreation meines nächsten Albums kümmern. Ich freue mich sehr darauf, neue Musik mit allen zu teilen! Ich fühle mich sehr geehrt, diese wunderbare Gelegenheit ergreifen zu dürfen, mit dir dieses Interview zu führen, und ich hoffe, dass deine Leser das sehr genießen!“
© Michael Arens
Nao Yoshioka – „Unapologetically Me“ feat. Takuya Kuroda (Official Video):