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Cherry Red Records – Remastered, Reissued & Expanded #50 Cherry Red Records – Remastered, Reissued & Expanded #50
Cherry Red Records – Remastered, Reissued & Expanded #50

Cherry Red Records/Rough Trade: Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!

Der SOUL TRAIN @ soultrainonline.de wird nicht Müde, darüber zu berichten: Soul, Funk und Jazz, aber auch Reggae, Folk und Avantgarde bis zu Rock, Pop und experimenteller, mehr oder weniger zeitgenössischer Musik aus Gegenwart und Vergangenheit brachten immer schon unzählige, große und kleine Klassiker, Stilblüten und obskure Trittbrettfahrer in Form von Künstlern, Alben und Labels hervor, welche bis heute die Klangfarbe des, im weitesten Sinne, Black Music-Genres bunter machen, nachhaltig verändern und schließlich ausmachen.

CherryRedRecordsRoughTrade-LogoSMALLDas britische Cherry Red Records-Label und der deutsche Rough Trade-Vertrieb veröffentlichen so regelmäßig große, kleine und bemerkenswerte Klassiker jener Genres aus dem letzten sowie dem aktuellen Musik-Jahrhundert erneut, gänzlich neu oder bringen diese teils erstmalig auf CD heraus bzw. fassen Musik thematisch gebündelt auf Kompilationen unterschiedlicher Couleur zusammen.

Diese erscheinen, oftmals technisch überarbeitet, wahlweise als Reissue, als Album-Doppelpack (z.B. zwei Original-Alben auf einer CD), als DVD und/oder Blu-ray, als Remastered Original-Album oder als Expanded Edition, als Box Set oder Deluxe-Varianten mit einer Menge faszinierendem Zusatzmaterial wie Bonus Tracks jeglicher Couleur, Liner Notes von versierten Kennern, biografische und discografische Fakten, Fotostrecken, Coverabbildungen und allerlei weiteren interessanten Zusatzfeatures.

Der SOUL TRAIN nimmt sich im Rahmen dieser Kolumne regelmäßig diesen Klassikern, diesen Veröffentlichungen in neuem, teils edlem Gewand an und wird ausführlich über alle Aspekte der Veröffentlichungen wie die Musik, den bzw. die Künstler, den Sound, die Hintergründe, die Philosophie und nicht zuletzt das Produkt als Ganzes berichten.

Die SOUL TRAIN-Redaktion wünscht viel Spaß beim Lesen und Studieren sowie, last but not least, beim Hören!

FOLGE 50: Carla, Esther, Barbara & Evelyn – Chaz Funk Shun!

Herzlich willkommen zur 50. Jubiläumsausgabe von „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues, Neubearbeitungen, Neuerscheinungen und Kompilationen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN @ soultrainonline.de!

Was liegt bei solch einem Anlass näher, als mit purem, echtem Soul anzufangen, dem Soul von Carla Thomas.

„Let Me Be Good To You – The Atlantic & Stax Recordings (1960-1968)“ lautet der epische Titel einer entsprechenden vierfach CD-Box im Clamshell-Format, welche auf Soulmusic.com Records der britischen Soul-Ikone David Nathan erschienen ist.

Dass Carla Thomas in der Ära der Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts eines der Zugpferde des noch heute hochverehrten Stax Records-Labels war, zeigt auch diese Kompilation inklusive diverser Live-Tracks nachhaltig und unterstreicht, wie zeitlos der Soul der Sixties bis in die Gegenwart ist.

Schwindelerregende 94 Tracks liefern die vier Silberlinge der Über-Kompilation, welche selbstredend und typisch für die Veröffentlichungen der Soulmusic.com Records-Schmiede mit allem Infotainment kommt, dass das Soul-Herz begehrt – SOUL TRAIN HOT TIP!

Ähnliches gilt auch für Esther Phillips und eine weitere Megakompilation aus dem Hause Soulmusic.com Records, „Brand New Day – The Lenox / Atlantic & Roulette Recordings (1962-1970)“ führt gleich fünf CDs an, sein Dasein als Clamshell-Box Set vollends auszukosten.

Sagenhafte 103 Tracks liefern die fünf CDs ab und zeigen, wie wandelbar Esther Phillips mit ihrer Stimme den Pfad des Alleinstellungsmerkmals wandelte. Anders als die zuvor besprochene Carla Thomas wagte sich Phillips in Soul-Genrefamilienwege wie Blues und Jazz, ohne dabei ihr Standing als echte Soul-Stimme einzubüssen – schöne Sache, die bis heute glänzt.

Charles Waring lieferte hier einmal mehr die Liner Notes, die sich zu üppigem Infotainment mit allem, was das Soul-Herz begehrt, zusammenfinden, sodass „Brand New Day – The Lenox / Atlantic & Roulette Recordings (1962-1970)“ von und über Esther Phillips sicher ein weiteres Highlight der heutigen 50. Folge von „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues, Neubearbeitungen, Neuerscheinungen und Kompilationen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade sein dürfte.

Auch die Barbara Lewis-Kompilation „Don’t Forget About Me – The Atlantic & Reprise Recordings“ ist auf dem Soulmusic.com Records-Label von David Nathan erschienen, jedoch nicht als Clamshell-Edition sondern als wunderbare, edel gestaltete Klappvariante, welche neben den Liner Notes von Charles Waring und den insgesamt 68 Titeln der drei Silberlinge ein vollmundiges Infotainment bietet, dass die Bedeutung von Barbara Lewis für die Black Music des letzten Jahrhunderts unterstreicht, und das, obwohl ihr Name nie den Glanz und die Popularität der bereits erwähnten Carla Thomas oder Esther Phillips erreichte.

Doch auch hier gab es klare Unterschiede, war doch Barbara Lewis anders als Carla Thomas oder die profilierte Esther Phillips eher eine Singer/Songwriterin als eine schlichte Soul-Sängerin.

Wie magisch diese Kombination immer wieder klingt, ist wunderbar verpackt auf der vorliegenden Über-Kompilation „Don’t Forget About Me – The Atlantic & Reprise Recordings“ der Barbara Lewis nachzuhören und nachzuempfinden.

Eine weitere, wichtige Veröffentlichung des Soulmusic.com Records-Labels ist die unglaubliche, acht CDs umfassende Evelyn „Champagne“ King-Werkschau „The RCA Albums 1977-1985“.

In ein sattes Clamshell-Format verbracht liefert die Kompilation insgesamt 82 Tracks der erfolgreichsten Phase der Evelyn „Champagne““ King, welche das „Champagne“ in ihrem Namen vor und nach diesem Karriereabschnitt fallen ließ – vielleicht auch eine Aussage über die Selbstwahrnehmung der Frau King, welche zu ihrer Hoch-Zeit eine der erfolgreichsten Soul- und Discosoul-Sängerinnen überhaupt war und dem Status eines Pop-Superstars sicher sehr nahe kam.

Brian Chin und Charles Waring waren für den umfangreichen und detaillierten Klappentext verantwortlich, der auch Raum lässt, jedem einzelnen Album als solches auf den Zahn zu fühlen.

Eine Unmenge an Fotos und Coverabbildungen und ein liebevolles Artwork machen die eher sparsame Verwendung von Bonus Tracks schnell wieder wett und lassen so Evelyn „Champagne“ Kings beeindruckende „The RCA Albums 1977-1985“-8CD-Kollektion zu einem, wenn nicht dem einen großen Highlight der heutigen, 50. Jubiläumsausgabe von „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues, Neubearbeitungen, Neuerscheinungen und Kompilationen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN @ soultrainonline.de werden – ein weiterer SOUL TRAIN HOT TIP!

Wir bleiben bei den Frauen der Black Music, drehen uns aber deutlicher weg vom Muttergenre Soul hin zum schieren Pop, aber auch zu folkigen Einschlägen und alternativen Soundlinien.

Tasmin Archer hatte 1992 mit dem weltweiten Megahit „Sleeping Satellite“ einen kleinen Evergreen geschaffen, der von zwei Alben begleitet wurde: “Great Expectations” und “Bloom”.

Beide finden sich nun zusammen mit eben jenem „Sleeping Satellite“ und einer Vielzahl an Infotainment-Häppchen im Dreifach-CD-Set „Sweet Little Truths (The EMI Years 1992-1996)“, welches die erfolgreichste Phase der für wenige Jahre immens populären Frau aus Yorkshire in England ausleuchtet.

Obgleich Tasmin Archers starke Stimme durchaus auch Soul-Potential hatte, ließ sie sich stilistisch in keine exakte Ecke drängen, was zugleich aber vielleicht auch ein Grund dafür war, dass ihr Popularitätsstern bereits Ende der Neunziger Jahre schon wieder rapide zu sinken begann.

„Sleeping Satellite“ ist jedenfalls ein Hit für den Pop-Olymp, welcher auf den immerhin 53 Songs der Kompilation noch einmal den Gehörgang passieren kann. Das Rätsel, welchen Platz denn nun Tasmin Archer im Black Music- oder doch zumindest im Pop- und Rock- und Soul-, aber auch Folk-Firmament denn nun einnehmen darf, lässt sich zugleich auch mit dieser ansonsten sehr hochwertig gestalteten Veröffentlichung nicht lösen – sei’s drum.

„Right Back Where We Started From – Female Pop And Soul In Seventies Britain“ ist eine drei CDs umfassende Kompilation, die im praktischen Pappschuber auf insgesamt 77 Tracks eben genau das Thema des eigenen Namens aufgreift, britische Pop- und Soul-Geschichte jener Ära genauer unter die Lupe zu nehmen.

Material von Petula Clark, Barry St. John, The Notations, Maxine Nightingale, Madeline Bell, Tina Charles, Bridget St. John, Yvonne Elliman, Carol Hunter, Doris Duke, Blonde On Blonde, Doris Troy oder der unvermeidlichen, unerreichten Dusty Springfield, um nur einige ganz wenige zu nennen, sind mit von der hervorragend zusammengestellten Kompilationspartie.

Wahrer Hauptdarsteller der Kompilation dürfte jedoch das inkludierte Booklet sein, welches eher einem Buch nahe kommt und das ausführliche Begleittexte zu jedem der Acts und Künstler inklusive entsprechender Fotos und Abbildungen beinhaltet, geschrieben von Ian Chapman und detailliert und liebevoll als Zeitzeuge in das wunderbare Pink des Dreifach-CD-Pappschubers verbracht.

Fraglos ist „Right Back Where We Started From – Female Pop And Soul In Seventies Britain“ aus dem Hause RPM Records ein weiteres Highlight der heutigen Cherry Red Records-Reissue- und Kompilationskolumne im SOUL TRAIN @ soultrainonline.de.

Ähnlich umfangreich und liebevoll, dafür stilistisch etwas breiter angelegt ist die Clamshell-Über-Kompilation „Halcyon Days: 60s Mod, R&B, Brit Soul & Freakbeat Nuggets“ mit seinen immerhin drei CDs uns insgesamt 87 Tracks von so illustren Künstlern und Acts wie The Moody Blues, Laurel Aitken, The Animals, The Yardbirds, The Kinks, Barry St. John, The Pretty Things, The Creation, The Action, The Artwoods, The Chantgelles, John’s Children, The Spencer Davis Group, Brian Auger & The Trinity, The Fleur De Lys oder Mickey Finn & The Blue Men, um nur einige wenige zu nennen.

Elegant verpackt und von Jon Harrington textlich sehr detailreich unterfüttert und bestückt mit unzähligen Fotos und Abbildungen kommt „Halcyon Days: 60s Mod, R&B, Brit Soul & Freakbeat Nuggets“, erschienen übrigens auf Strawberry, einer Art Nachfolge-Label von RPM Records, absolut überzeugend zum Punkt und lässt die Dreifach CD-Box auf einen echten Zeitzeugen der Ära Sixties anschwellen, der sich sehen und vor allen Dingen hören lassen kann.

Wir bleiben bei Black Music-Klangfarben, wechseln aber den Atlantik in die USA; um uns einer der erfolgreichsten und vor allen Dingen legendärsten Figuren der Blues-, Rhythm and Blues- und Soul-Szene des letzten Jahrhunderts überhaupt zu widmen: Solomon Burke.

„The King Of Rock’n’Soul – The Atlantic Recordings (1962-1968)“ lautet der aussagekräftige Titel der drei Silberlinge langen, edel gestalteten CD im Klapp-Digipak-Format, welche gleich insgesamt 79 Tracks des unvergleichlichen Schwerenöters Solomon Burke vereint, die stringent dem Inhaltsunterstreichenden Albumtitel folgen und sein bestes aus den Sixties im Angebot haben.

Unterteilt in „If You Need Me“ (CD1), „Got To Get You Off My Mind“ (CD2) sowie „Meet Me In Church“ (CD3) macht die von Bob Fisher in den Liner Notes begleitete Super-Kompilation einiges her und wird sicher nicht nur Fans von Solomon Burke und seinem unvergleichlichen Timbre in den Bann ziehen.

„The King Of Rock’n’Soul – The Atlantic Recordings (1962-1968)“ von und über Solomon Burke und seine Aufnahmen für das legendäre Atlantic Records-Label 1962-1968, seine vermutlich beste Zeit als Gralshüter des verbindenden Gliedes zwischen eben Soul, Rhythm and Blues, Blues, Gospel und folgerichtig Rock’n’Roll, ist erschienen auf Soulmusic.com Records und zeigt einmal mehr das großartige Feingefühl von Label-Mastermind David Nathan für das Muttergenre Soul und all seine Ikonen.

Zu Ikonen zählt die Funk-Formation Con Funk Shun (in anderen Schreibweisen auch ConFunkShun oder Confunkshun) vielleicht nur in beinharten Funk-Kreisen, dafür ist ihr Funk, ihr Soul und ihr Discosoul und ihr Jungle Boogie, den sie vorzugsweise im Jahrzehntwechsel Siebziger- und Achtziger Jahre an den Tag legten, exzellent und auch nach heutigem Maßstab überaus cool.

„Confunkshunizeya – The Mercury Anthology“ lautet der Titel der auf Robinsongs erschienenen Kompilation, die es als Doppel-CD auf immerhin 32 Songs bringt.

Charles Waring schrieb den ausführlichen Klappentext zur Veröffentlichung, die von der schieren Wucht und der Coolness des Materials und der Einzigartigkeit von Con Funk Shun lebt, welche vielleicht eine der meistunterschätzten Soul-, Funk- und Discoboogie-Formationen der Siebziger und Achtziger Jahre waren.

„Confunkshunizeya – The Mercury Anthology“ von und über Con Funk Shun ist so ein kleiner, fast bescheidener, aber überaus wirkungsvoller SOUL TRAIN HOT TIP!

Ein definitiver SOUL TRAIN HOT TIP und sicher die beste und wichtigste Veröffentlichung der heutigen, immerhin 50. Folge von „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues, Neubearbeitungen und Kompilationen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN @ soultrainonline.de, ist „Glad To Know You – The Anthology 1980-1986“, die sich mit das Schaffen des stets unterschätzten Chaz Jankel beschäftigt.

Charles Jeremy „Chaz“ Jankel (in verschiedenen Schreibweisen auch als Chaz und Chas gelistet) war eigentlich Gitarrist in der Prog-Rock-Formation Byzantium als auch in Jonathan Kellys Outside. Wichtigstes Beschäftigungsfeld dürfte aber seine Tätigkeit als Sidekick und musikalischer Direktor und Multiinstrumentalist bei Ian Dury & The Blockheads sein, mit und durch die er auch in Kontakt mit den legendären Compass Point Studios auf den Bahamas von Chris Blackwell kam.

Was folgte war ein Exkurs durch die mitunter eigenwillige, mitunter avantgardistische Welt von Pophaftem Soul und Funk, von charttauglichen Boogie-Beats bis zu Breakdance- und Jump Beat-Konstrukten, die sich zunächst in Chaz Jankels Version von Quincy Jones‘ „Ai No Corrida“ bündelten, selbstverständlich auch Titel des fulminanten 5CD Box Sets namens „Glad To Know You – The Anthology 1980-1986“ des Chaz Jankel, erschienen direkt über Cherry Red Records.

Alle vier seiner Solo-Alben für das ikonische A&M Records-Label von Herb Alpert (READ MORE) und Jerry Moss werden hier im Rahmen der insgesamt sagenhaften 48 Tracks angeführt: „Chas Jankel“ (1980) und “Looking At You” (1984) führen als die zwei Alben, welche als einzige jemals in Deutschland auf CD veröffentlicht wurden, die Wiederveröffentlichungsbox an und werden flankiert von „Chazablanca“ von 1983 und dem 1981-er „Chasanova“-Set, das in den USA unter dem Titel „Questionnaire“ geführt wurde.

Eine ganze CD voll mit Versionen, Varianten und Mixen der großen und kleinen, teils genialen aber auch kongenialen Tracks des Chaz Jankel mit immerhin einem Dutzend Perlen ergeben schließlich das Herz von Chaz Jankels „Glad To Know You – The Anthology 1980-1986“, das von Cherry Red Records selbst auch hervorragend designt und technisch exzellent wiederbelebt wurde.

Das mitgelieferte Booklet mit Klappentext von Bill Brewster und unzähligen Cover-Abbildungen und Fotos machen den SOUL TRAIN HOT TIP spielend perfekt und lassen Chaz Jankel auch rund 40 Jahre nach seinem faszinierenden Solo-Output als Künstler regelrecht glänzen – bravo!

So sehr Chaz Jankel auch im Soul, im Funk, im Reggae, in lateinamerikanisch-infiltrierten Sounds, im Post Punk und im New Wave und somit auch im Rock’n’Roll verankert war, so sehr sollte und konnte man den Engländer auch als Vertreter des Pop-Universums einordnen.

Aus eben jenem stammt auch Howard Jones, der 1989 sein letztes Album der Achtziger Jahre und dessen typischem Sound ablieferte, bevor er sich eher für seine Live-Gigs einen Namen machte denn für neue, innovative Solo-Alben.

Cherry Red Records veröffentlicht nun eine drei CDs und eine DVD lange Hommage an jenes „Cross That Line“, welches vor allen Dingen durch die unzähligen Versionen und Varianten der Songs des Albums lebt.

Gleich zwei CDs und insgesamt 30 Songs lang kommen hier unzählige Varianten des Original „Cross That Line“-Albums zu Wort, welche das Set als solches jedoch nicht vor der ausgesprochenen Wahrheit retten, dass der Longplayer vielleicht der schwächste des Howard Jones ist.

Die DVD zeigt ein interessantes Interview mit Howard Jones sowie diverse Promo-Videos, welche gemeinsam mit dem üppigen Infotainment-Material in Text und Bild gerade für Fans des Pioniers der elektronischen Pop-Musik immense Sogwirkung haben wird.

Wir bleiben beim typischen Sound der Eighties, bei Post Punk und New Wave und somit bei den Immaculate Fools.

„Searching For Sparks – The Albums 1985-1996“ lautet der Name der Cherry Red Records-Veröffentlichung, die gleich mit erstaunlichen sieben CDs (!) und als wunderschönes Box Set ins Rennen geht.

Gegründet 1984 im britischen Kent von den zwei Brüderpaaren Kevin und Paul Weatherill, und Andy und Peter Ross präsentiert die edel gestaltete Kompilation die Veröffentlichungen der moderat erfolgreichen Band in all ihrer Blüte, eine Band immerhin, welche Hits wie „Immaculate Fools“, „Tragic Comedy“, „Wish You Were Here“ oder „The Prince“ hatten, Hits, die bis heute bestand haben und zur Klangfarbe und zur musikalischen Ideologie der viel diskutierten Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts ganz selbstverständlich dazugehören.

Liner Notes von Miles Hunt und eine Einführung ins Immaculate Fools-Thema von Sänger und Frontmann Kevin Raymond Weatherill höchstpersönlich sowie eine Unmenge an Infotainment gibt es obendrein – schöne Sache.

Ebenso fest in den Eighties verankert, aber noch tiefer verwurzelt im tatsächlichen Post Punk-Gefühl war Toyah Willcox, die unter der Subtrahierung ihres Nachnamens unter Toyah immense Erfolge feiern konnte.

Die Cherry Red Records-Neuauflage von „Sheep Farming In Barnet“ kommt gleich als edle Doppel-CD samt drittem Silberling in Form einer DVD mit rarem Material, Interviews, einer Akustik-Session sowie diversen Live-Mitschnitten.

Wie einzigartig ihr Sound war und noch heute ist, zeigt Toyah in den verbleibenden immerhin 41 Songs der zwei CDs, unter denen eine Menge bis dato unveröffentlichtes Material sowie etliche lohnens- und bemerkenswerte Bonus Tracks zu finden sind.

Das 24-seitige, mitgelieferte Booklet wird von Toyah selbst kommentiert und zeigt eine beachtliche und stolze Menge an Infotainment, das zusammen mit dem vorhandenen Song-Material und den Songs des Originalen „Sheep Farming In Barnet“-Debütalbums von 1980 zeigt, dass Toyah ihre Wurzeln zweifelsohne aus dem Punk nahm, diesen aber seinerzeit innovativ ins Pop-Firmament hineindrehte und sie somit selbst dafür sorgte, dass aus Post Punk schließlich und endlich New Wave erwuchs – musikalische Zeitgeschichte, die in keinem Plattenregal, welches die Achtziger Jahre repräsentiert, fehlen darf.

Und wieder gehen wir von England und der Heimat Toyahs, Birmingham, rüber über den Atlantik in die USA. Dort war Big Country eine Rock-Band, die durchaus Pop-Potential hatte und von Beginn an eine große Fan-Gemeinde mit sich brachte und teils sehr große Erfolge feierte, auch, wenn sie eigentlich aus Schottland stammte.

„Out Beyond The River – The Compulsion Years Anthology“ nennt sich die Werkschau im remasterten Format der Big Country-Band-Institution, welche Cherry Red Records gleich als Fünffach-CD plus einer DVD als Deluxe Boxset veröffentlicht.

Die Aufnahmen, welche die Big Country-Formation zwischen 1993 und 1994 für das zum Chrysalis Records-Konglomerat gehörende Compulsion-Label aufnahm, wurden hier in aller 71 Songs langen Blüte auf CD und DVD gebannt, sodass ein gerade für Fans unverzichtbares Kapitel Rock- und Pop-Geschichte hier ausführlichst ausgeleuchtet wird.

Zusammen mit einem beeindruckenden, detailverliebten Infotainment lässt Big Country mit „Out Beyond The River – The Compulsion Years Anthology“ garantiert nicht nur Fan-Herzen höher schlagen – ein Statement, welches auch auf die Mercury Rev-Album-Wiederbelebung „The Secret Migration“ zutrifft.

Als Expanded Edition von Cherry Red Records angelegt wurde „The Secret Migration“ hier gleich mit erstaunlichen fünf CDs bestückt, was aus dem sechsten Album der Indie-Rocker aber auch Avantgarde- und Experimental-Musiker ein vollumfängliches, teils wuchtiges, kleines Meisterwerk werden lässt, dem man nun in aller Detailtreue folgen darf, unzählige Bonus Tracks und eine schiere Infotainment-Fülle inklusive.

B-Seiten, Demos und Live-Mitschnitte säumen den Weg der Piano-getriebenen Band mit sehr eigenem Sound und werden unterfüttert durch Sleeve Notes von Barney Hoskyns und eine Menge Zusatzmaterial, welches die Album-Wiederbelebung zu einer faszinierenden Angelegenheit werden lässt, auch, wenn der Sound von Mercury Rev bis heute polarisieren wird.

Noch deutlicher polarisieren dürfte damals wie heute der Sound von Sigue Sigue Sputnik.

Die Mitte der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts war die recht kurze, aber heftige und immens erfolgreiche Zeit der Band, welche mit eben jenem „Flaunt It“-Longplayer von 1986, der nun erneut auf den Markt gegeben wird, ihren größten und nachhaltigsten kommerziellen Erfolg einfahren konnte.

Das Album wurde seinerzeit von niemand geringerem als Giorgio Moroder produziert, sodass der schiere Sound der Band nicht ganz so außerirdisch erscheint wie ihre legendären Bühnenkostüme und ihre ausufernden Bühnenshows.

Trotzdem dreht hier die Band unter Moroder die Idee des Post Punk und des New Wave, sozusagen die Pop-haften Grundfeste der Achtziger Jahre-Musikideologie, durch den eigenen elektronisch getriebenen Fleischwolf, was gerade in der Retrospektive unglaublichen Spaß freisetzt.

Mit insgesamt vier CDs kommt die The Echo Label-Veröffentlichung „Flaunt It“ von Sigue Sigue Sputnik mit insgesamt 40 Tracks, welche natürlich vom Superhit „Love Missile F1-11“ mit all den Remixen, Versionen, Varianten und Mixen dominiert werden – Recht so.

Fans von Sigue Sigue Sputnik werden sich auch hier über die großartige Haptik und Optik der Veröffentlichung samt elegantem Pappschuber und entsprechendem Infotainment freuen.

Vom Pop zu deutlich handgemachteren Rock- und Country-Musikmacher-Gefilden. „Mr. Bojangles – The ATCO/Elektra Years“ lautet der Titel einer Werkschau über Ronald Clyde Crosby alias Jerry Jeff Walker, welche die fünf Alben des Folk-, Country- und Rock-Sängers bei ATCO und Elektra zwischen 1968 und 1979 ausleuchtet und dies gleich mit insgesamt fünf CDs abhandelt.

Entsprechendes Infotainment und eine fast schon zu edle Aufmachung krönen die Neuauflage der Alben von Jerry Jeff Walker jener Ära unter dem Banner von Morello Records und unter dem Kompilationsbanner namens „Mr. Bojangles – The ATCO/Elektra Years“ und dürften insbesondere für Fans des New Yorkers von allergrößtem Interesse sein.

Ähnlich dürfte es auch mit John Mayall laufen. Sein rares 1972-er Live-Album „Moving On“ findet nun dank 9.95 Records eine erneute Veröffentlichung, wurde das Album, sprich: die CD, doch bereits 2009 aufgelegt.

Aufgenommen in der Whiskey A Go Go-Venue in Los Angeles, zeigt der britische Vorzeigeblueser, wie erdverbunden seine spielerische Magie seinerzeit war. Unterfüttert mit einem Interview und Liner Notes von Malcolm Dome macht die Neuauflage einiges her und dürfte gerade Fans des Genres aber auch von handgemachter Musik zwischen Blues, Rock, Folk und Country begeistern – Recht so.

Themenwechsel, zumindest von der chronologischen Einordnung her. „Real Low Vibe – The Reprise Recordings 1992-1998“ lautet die Werkschau über Mudhoney, der amerikanischen Rock-Band, welche ihre Hoch-Zeit in den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts hatte, und welche nun mit immerhin erstaunlichen vier CDs in eleganter Aufmachung bedacht wird.

Auch „Real Low Vibe – The Reprise Recordings 1992-1998“ von Mudhoney, erschienen übrigens direkt auf Cherry Red Records, lebt insbesondere vom inkludierten Infotainment, welches mit Liner Notes, etlichen Abbildungen und Fotos und nicht zuletzt einem Interview mit Mudhoney-Mastermind Mark Arm lebt, aber selbstverständlich auch von ihrer Musik selbst, die man durchaus mögen kann, und die hier durch etliche B-Seiten und Live-Mitschnitte unterfüttert wird.

Vom Rock zum Reggae. Gleich fünf neue Veröffentlichungen aus dem Hause Doctor Bird Records stehen dieses mal in der Warteschleife, im Zuge dieser 50. Ausgabe von „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues, Neubearbeitungen und Kompilationen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN @ soultrainonline.de – vorgestellt zu werden.

Delano Stewart macht mit der Neuauflage bzw. Kompilation seines Schaffens des Jahres 1970 den Anfang und lässt „Stay A Little Longer“, so der Titel seines Albums für Trojan Records aus dem gleichen Jahr, nur am Anfang der insgesamt zwei CDs und erstaunlichen 60 (!) Titel stehen, welche durch das umfangreiche Infotainment, das die Geschichte hinter Delano Stewart und hinter dem raren Material der Doppel-CD samt Liner Notes von Harry Hacks en Detail aufschlüsselt, noch einmal seine Entsprechung findet – Roots Reggae und Lover’s Rock in all seiner Unvollkommenheit – wunderbar.

Gleiches gilt auch für „Reggae Strings and Reggae Strings Volume 2“, einer kurzen, aber sehr nachhaltigen und fast einzigartigen Album-Serie, im Original Anfang der Siebziger Jahre bei Trojan Records erschienen und bereits am Titel erkennbar eine super sympathische, sogar zauberhafte, wenn auch etwas schmalzige und sogar schrullige Vermählung von instrumentalen Streicherwelten und dem, was damals als Mainstream Reggae wahrgenommen wurde.

Tony Rounce weiß im mitgelieferten Booklet über die Geschichte jenes speziellen Sounds Auskunft zu erteilen und unterfüttert das mit unzähligen Fotos und Coverabbildungen.

Insgesamt kommt die wunderbare, sehr seicht und leicht zu hörende Doppel-CD so auf beachtliche 51 Titel (26 auf CD1 und 25 auf Silberling Nummer Zwei), welche auch die Original Versionen der instrumentalen Easy Listening-Reggae-Perlen von Acts wie Marcia Griffiths, The Dynamites, Bob & Marcia, Winston Groovy, The Pioneers oder Laurel Aitken, um nur einige wenige zu erwähnen, im Angebot haben – SOUL TRAIN HOT TIP!

„Sir J.J. Special – J.J. Johnson’s Ska And Rock Steady Productions 1966-1968“ ist eine wunderbare Kompilation, die auf zwei CDs fast alle Produktionen aus der Hand von, der Albumtitel lässt grüssen, J.J. Johnsons Ska und Rock Steady-Produktionen beinhaltet und immerhin 34 Tracks lang Feinstes von The Rulers, The Soul Leaders, The Carib Beats, The Kingstonians, The Viceroys, Carl Dawkins oder Primo & Hopeton, um nur einige wenige zu erwähnen, in zwei Bereiche aufteilt: CD1 namens „Copasetic Sounds, 1966-1967“ sowie CD2 mit dem Titel „Fun Galore, 1967-1968“.

Insgesamt kommt die wunderbare Doppel-CD inklusive ausführlichem Infotainment zum erfüllenden Thema Ska und Rock Steady auf beeindruckende 56 Tracks (28 je CD) und hinterlässt eine ebenso beeindruckende, musikhistorische Ska-und Rock Steady-Duftmarke wie „The Ska From Jamaica“, der heutigen vierten Veröffentlichung von Doctor Bird Records.

Die Kompilation, eigentlich aus dem Jahre 1966, wurde hier regelrecht episch ausgebreitet und auf zwei CDs aufgeteilt, welche mit 30 (CD1 – „The Ska From Jamaica“) bzw. 29 Tracks (CD2 – „The Ska Is Here To Stay“) eine beeindruckende Bandbreite originärer Ska-Perlen antreibt, welche durch Namen wie The Maytals, Winston Samuels, Derrick Harriott, Roy Shirley & Ken, Clancy Eccles oder The Originators, um nur einige wenige zu nennen, ihre Entsprechung finden. Eine enorme Menge an Bonus Tracks sowie entsprechend üppiges Infotainment zur Sache gibt es obendrein.

Womit wir schließlich und endlich bei der heutigen fünften und letzten Doctor Bird Records-Veröffentlichung wären: „Can’t Stop The Dread“, eine Kompilation, welche sich mit Sonia Pottingers High Note Roots Productions befasst und immerhin acht bis dato unveröffentlichte Tracks im Angebot hat, welche sich insgesamt stimmig und wunderbar Analog in das Reggae-Output der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre einfinden.

Insgesamt befasst sich „Can’t Stop The Dread“ so mit 35 Tracks, welche von Jackie Edwards, Mickey Dread und Leroy Smart bis zu Ruddy Thomas, I-Roy, Rankin‘ Joe und Delroy Wilson, einmal mehr um nur einige wenige zu nennen, reichen.

Weiteres Highlight der Doppel-CD ist definitiv auch sein Infotainment, welches den Spaß an der Neuauflagen-Sache noch einmal deutlich unterfüttert.

Wir bleiben bei Reggae-Welten, nehmen uns für die letzte CD-Vorstellung dieser ehrenwerten SOUL TRAIN-Kolumne mit Reissues, Neubearbeitungen, Neuerscheinungen und Kompilationen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade aber den Dub vor, dem niemand geringeres als Jah Wobble auf „In Dub II“, erschienen auf seinem Label 30 Hertz, einmal mehr huldigt.

Die Fortsetzung seines „In Dub“-Reigens fokussiert sich einmal mehr auf Jah Wobbles eigenes Output ab 1990, welches Wobble mixmässig neu ausrichtet und als Zugabe sogar zwei vollkommen neue Songs, „Silk Road Dub“ und „Yangqin Dub“, sowie drei Tracks seiner 2019-er „The Electro Dub Extravaganza“-EP mit ins Angebot packt.

Zusammengestellt und kommentiert von Jah Wobble selbst macht „In Dub II“ seinem Vorgänger alle Ehre und krönt diese, immerhin 50. Ausgabe – die Jubiläumsausgabe – von „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, der Kolumne mit Reissues, Neubearbeitungen und Kompilationen aus dem Hause Cherry Red Records/Rough Trade in Deutschlands Soul Musik-Magazin Nr. 1 – dem SOUL TRAIN @ soultrainonline.de – zu einer ganz speziellen Kolumnen-Folge, der wir noch viele weitere folgen lassen werden, sodass wir uns in bewährter Stimmung und bei bester Laune in „Remastered, Reissued & Expanded – Soul-Klassiker neu aufgelegt!“, Teil 51, wiedersehen werden!

[Der SOUL TRAIN @ soultrainonline.de berichtete immer wieder, in vielen Fällen wiederholte male über die meisten der in dieser Kolumne genannten Musiker, Komponisten, Produzenten, Arrangeure, Schauspieler, Autoren, Künstler, Bands, Musikprojekte, Labels und Co. Alle in dieser Kolumne vorgestellten Veröffentlichungen sind grundsätzlich entweder als Einzel-CD, Mehrfach-CD bzw. als Box Set erschienen und sind zu beziehen und werden vermarktet und vertrieben über Cherry Red Records/Rough Trade!]

© Michael Arens

SOUL TRAIN HOT TIP!

Carla Thomas – „Let Me Be Good To You – The Atlantic & Stax Recordings (1960-1968)“
Evelyn „Champagne“ King – „The RCA Albums 1977-1985“
Con Funk Shun – „Confunkshunizeya – The Mercury Anthology“
Chaz Jankel – „Glad To Know You – The Anthology 1980-1986“
Various – „Reggae Strings and Reggae Strings Volume 2“