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Latin Quarter – Komplexität, Reichweite und Balance Latin Quarter – Komplexität, Reichweite und Balance
Aktuelles Album: Latin Quarter – The Imagination Of Thieves (Westpark Music/Indigo) Es gibt Bands, und es gibt Bands. Und dann gibt es Latin Quarter.... Latin Quarter – Komplexität, Reichweite und Balance

Aktuelles Album: Latin Quarter – The Imagination Of Thieves (Westpark Music/Indigo)

Es gibt Bands, und es gibt Bands. Und dann gibt es Latin Quarter. Kaum eine andere Formation kann ihr eigenes musikalisches, textliches, inhaltliches Anliegen derart nachvollziehbar und authentisch vermitteln wie die britische Latin Quarter-Formation um Mastermind Steve Skaith – der SOUL TRAIN berichtete unzählige male über Latin Quarter.

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Photo @ Claudia Diaz-Garcia

Gerade auch die Soulgetränkte, melancholische und stets fast etwas zu sensibel wirkende Stimme Skaiths ist eine tragende Säule des magischen Musikelixiers, das stets eine Reise durch Weltmusik, Rock, Pop und Soul beging ohne dabei einen eigenen Stil einzubüssen: einen Latin Quarter-Song kann man seit der Gründung der Band 1983 und Megahits wie „Radio Africa“ und ikonischen Alben wie „Modern Times“ oder „Mick And Caroline“ binnen Sekunden mühelos als solchen identifizieren, wobei auch das „Latin“ im Bandnamen durchaus und gerne Beachtung findet.

Die Band löste sich zunächst 1990 auf, fand sich aber 2011 wieder zusammen und arbeitet seitdem auf der Bühne und im Studio mit Hochdruck an einem Projekt nach dem anderen.

Mit „The Imagination Of Thives“ erscheint nun das brandneue Studioalbum von Latin Quarter, einem Album, welches zum einen mit runderneuertem Musiker-Line-Up entstand, zum anderen nur noch in kleinen Teilen vom Latin Quarter-Co-Gründer Mike Jones geschrieben wurde, doch dazu später im exklusiven SOUL TRAIN-Interview mehr.

Erschienen beim deutschen Westpark Music-Label in Köln unterstreicht die Band einmal mehr die immense Popularität, die sie gerade in Deutschland genießen, aber auch ihren Ruf für unbedingten Tiefgang, unbedingte Doppelbödigkeit, wie so oft unterstützt durch die Songtexte im mitgelieferten Booklet; so gehört Latin Quarter seit Jahrzehnten zu einer der ganz festen Größen der am breitesten aufgestellten Radioformate der Republik, vielleicht sogar Europas.

Mastermind Steve Skaith (Gesang und Gitarre), Steve Jeffries (Keyboard, Produzent), Martin Ditcham (Schlagzeug und Perkussion), Yoyo Buys (Bass) sowie Gastsängerin Mary Carewe machen „The Imagination Of Thieves“ mit seinen 13 Songs, übrigens und sinniger Weise auch auf schwarzem Gold -Vinyl – erhältlich, zum urtypischen Sinnbild eines Latin Quarter-Longplayers, der zwischen teils überpoetischen Momenten zeitgeschichtliche und soziokulturelle Themen aufgreift und Missstände anprangert als wäre es die normalste und selbstverständlichste Sache der Welt.

Im exklusiven SOUL TRAIN-Interview stellte sich Latin Quarter-Mastermind Steve Skaith allen Fragen zur legendären Band sowie zum neuen Album „The Imagination Of Thieves“…

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Aktuelles Album: Latin Quarter – The Imagination Of Thieves (Westpark Music/Indigo)

Michael Arens: „Der SOUL TRAIN ist ja ganz offensichtlich zunächst mal ein Magazin, welches sich auf Soul und Funk konzentriert. Verwundert es dich, dass wir uns für dich, für euch, für Latin Quarter, interessieren?“

Steve Skaith (Latin Quarter): „Um die Wahrheit zu sagen waren wir tatsächlich etwas überrascht, ebenso wie einige deiner Leser, wie ich annehme. Ich weiß an dieser Stelle nie genau, was ich zu unserer Musik sagen soll. Sie ist nicht exakt Pop, nicht Rock oder Weltmusik… Diese Eingruppierungen sind ebenfalls nicht immer hilfreich oder gar präzise. Aber offensichtlich ist es sehr schmeichelhaft, dass unsere Musik „Soul“ hat, im grundsätzlichen Sinne des Wortes.“

Michael Arens: „Für mich sorgte bei Latin Quarter deine Stimme in Verbindung und in Zusammenwirkung mit den lyrischen Texten immer für diesen Soul in der Magengrube, egal, ob die Musik nun Pop, Rock oder Weltmusik war und ist…“

Steve Skaith: „Um ehrlich zu sein, denke ich, dass mein Gesang auf dem neuen Album „The Imagination Of Thieves“ nicht besser oder schlechter ist als auf anderen Latin Quarter-Alben. Aber ohne ihm allzu viel Honig um den Bart zu schmieren gilt das Lob für das auch Steve Jeffries (dem Produzenten von „The Imagination Of Thieves“, Anm. d. Verf.). Er hört genau zu, wie genau eine Geschichte erzählt wird und er muss überzeugt sein, dass das, was du erzählst, echte Gefühle beschreibt. Was die Texte und die Lyrik betrifft, so ist dieses Album sehr anders als die bisherigen. Es gibt hier nur zwei Mike Jones-Songs anstatt den üblichen neun oder zehn. Das hätte ein großes Problem werden können, da ich kein besonders guter Songschreiber bin, aber da zunächst Duncan und dann Michael (Duncan Campbell und Michael MacNeill, Freunde der Band, Anm. d. Verf.) mit insgesamt fünf Songs eingesprungen sind, ist alles gut. Einer der Songs, „The River Runs“, klingt sogar tatsächlich wie ein Mike Jones-Song. Zwei andere, „You And Me“ und „Should Have Been Buried“, sind auf eine sehr gute Art anders. Sie sind beschreibend und überraschend einfach, je mehr man aber zuhört, je mehr hört man die Komplexität und die Beziehungen, die sie beschreiben. Alles in allem mag ich die Balance der Texte des Albums, die Reichweite zwischen politischen und persönlichen Themen.“

Michael Arens: „Du hast ihn bereits erwähnt, euren Album-Produzenten Steve Jeffries. Wie funktionierte diese Zusammenarbeit?“

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Photo @ Claudia Diaz-Garcia

Steve Skaith: „Ich war sehr glücklich, Steve diese Arbeit zu überlassen. Ich habe ja die meisten Songs dann doch selbst geschrieben und weiß, was ich singen und auf der Gitarre spielen werde. Der ganze Rest liegt also zu fast 100% bei ihm. Ich lehne mich zurück und schalte mich nur sehr selten ein mit einer gelegentlichen Frage oder einem Wunsch nach Änderung. Der Punkt dabei ist halt, dass er mich gut kennt und weiß, was es mit Latin Quarter auf sich hat, so dass mir seine Entscheidungen nie Sorgen bereiten. Er drängt mich auch manchmal dahin, anders zu singen oder zu spielen, besser, und ich vertraue ihm. Das gleiche gilt übrigens auch für die Rhythm Section. Sie sind immer offen für Vorschläge, und so braucht es immer nur sehr kurze Zeit, einen Track zu machen, der uns allen gefällt. Der Rhythmus für „You And Me“ zum Beispiel ist binnen zehn Sekunden entstanden…“

Michael Arens: „Ein weiteres Detail, dass mich an Latin Quarter stets fasziniert hat, ist das oft vielschichtige Artwork, das auch den Inhalt euer Alben widerspiegelt, so auch bei „The Imagination Of Thieves“…“

Steve Skaith: „Das Artwork ist für uns sogar sehr wichtig, denn es komplimentiert das Gesamtpaket und unterstützt und verstärkt die Qualität! Ich liebe das Artwork des neuen Albums von Volker Neumann und Westpark Music, die jedes Album von uns mit ihrer Arbeit versorgen. Wenn die Menschen CDs oder Vinyle kaufen, ist das Artwork sicher ein wichtiger Grund, das Album zu erwerben. Wenn etwas „gut aussieht“, dann „könnte es sich auch gut anhören“, und das ist kein schlechter Platz, um anzufangen. Natürlich haben die Menschen bisher das Artwork des neuen Albums geliebt. Wenn sie das Album nur irgendwo herunter geladen hätten, würden sie all das natürlich verpassen!“

Michael Arens: „Das stimmt. Man verpasst überhaupt etwas, wenn man, egal ob man nun Soul, Pop, Rock oder Weltmusik sein Baby nennt, Latin Quarter kein Gehör schenkt. Du hörst schon, ich bin nicht gerade unparteiisch. Was macht euch aus?“

Steve Skaith: „Keine Ahnung. Verglichen mit den „großen“ sind wir überhaupt nicht besonders. Ich würde es hassen, nach Bruce Springsteen oder Paul Simon auf die Bühne zu müssen… Ich habe Musik in den Sechziger Jahren gelernt, zunächst mit der Beatles-Pop Revolution und später mit Bob Dylan, Joni Mitchell, Leonard Cohen (der SOUL TRAIN berichtet unermüdlich über alle vorab genannten, Anm. d. Verf.) usw. Es gab damals und seitdem eine Menge großartiger Momente, aber diese drei berühren mich bis heute im Besonderen. Obwohl ich auf der anderen Seite froh bin, wenn ich nie wieder einen Beatles-Song hören muss, denn es gibt tatsächlich so etwas wie Overkill. Ich glaube, ich war niemals wieder so aufgeregt wie in dem Moment, als „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ der Beatles herauskam. Ein sehr verbreitetes Phänomen, aber die Wahrheit – es war Atemberaubend.“

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Aktuelles Album: Latin Quarter – The Imagination Of Thieves (Westpark Music/Indigo)

Michael Arens: „Atemberaubend ist ein interessantes Strichwort. Irgendwie wart ihr für mich immer eine Band, die eine Art sozialen und vor allen Dingen authentischen Anspruch, ein soziokulturelles und politisches Anliegen mit sich bringt. Klingt irgendwie verrückt, nicht wahr?!“

Steve Skaith: „Na ja, wie wir uns mit und in der Welt fühlen kommt in unseren Songs immer ganz gut raus. Allerdings werden die Menschen wiederum argumentieren, dass Musik gerade dazu da ist, zu flüchten und die Sorgen der Welt zu vergessen. Wir jedenfalls versuchen, Themen anzupacken, auch, wenn ein Thema fast zu komplex ist, um es zu verstehen, wie beispielsweise bei „Dark Side Running“…“

Michael Arens: „“The Imagination Of Thives“ ist einmal mehr, und das möchte ich als Lob verstanden wissen, ein ganz, ganz typisches Latin Quarter-Album geworden. Siehst Du das genau so?“

Steve Skaith: „Ich denke, es ist schlichtweg das beste der letzten drei Alben (eben seit ihrer Reunion im Jahre 2011, Anm. d. Verf.), aber nachdem ich so lange damit gearbeitet habe und es in so verschiedenen Stadien der Entstehung immer und immer wieder gehört habe bin ich vermutlich nicht die beste Person, das zu bewerten…“

© Michael Arens

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ST16_303_I_LATINQUARTER-3_1309Der SOUL TRAIN verlost 3 Exemplare von Latin Quarter – „The Imagination Of Thieves“ (CD)!

Einfach eine E-Mail mit dem Stichwort „LQ“ an soul@(nospam)michaelarens.de – viel Glück!

Mehr Infos zu unseren Verlosungen gibt es hier: SOUL TRAIN-FAQ