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Nullmorphem – Ausgesuchte Zeitverschwendung Nullmorphem – Ausgesuchte Zeitverschwendung
3.5
Nullmorphem – Ausgesuchte Zeitverschwendung (Nullmorphem) „Akustikpop mit Tiefgang“ nennt die Presseinfo das neue Album des Nullmorphem-Duos, bestehend aus Bigo Seinz (Gitarre, Instrumente und Produktion)... Nullmorphem – Ausgesuchte Zeitverschwendung

Nullmorphem – Ausgesuchte Zeitverschwendung (Nullmorphem)

„Akustikpop mit Tiefgang“ nennt die Presseinfo das neue Album des Nullmorphem-Duos, bestehend aus Bigo Seinz (Gitarre, Instrumente und Produktion) und Simon-Dominik “Otti“ Otte (Gesang und Texte), namens „Ausgesuchte Zeitverschwendung“.

Rein stilistisch ist dieser „Akustikpop“ jedoch nur ein Teil des Ganzen und wird durch teutonische Liedermacher-Philosophie ebenso flankiert wie durch Anflüge aus elektronischer Musik und dem progressiven, textlichen, stimmlichen und ideologischen Aufbäumen des unvergessenen Rio Reiser (der SOUL TRAIN @ soultrainonline.de berichtete viele male).

Die Texte sind ebenso bewusst anders gehalten wie der kaum einzuordnende Gesang von Nullmorphem, der gerade in der Intonierung, in der Phrasierung als auch in der Stimmlage eigene Welten einreißt, die im fröhlichen Wechsel zwischen Liedermacher, Pop und avantgardistischer, mitunter fast experimenteller Musik pendeln: Auf musikalische Perfektion pfeifen Nullmorphem ganz bewusst, was hier zählt ist der aufrechte Gang und das Herz ihrer Musik.

Dass sich all dies bereits aus dem Titel der Album-Unternehmung, eben „Ausgesuchte Zeitverschwendung“, mit einer sinnigen Portion Selbstironie herauslesen lässt, findet in vielen anderen Titeln seine Entsprechung: Lieder wie „Salamileben“, “Erstens kommt es anders“, „Der Jahre mieser Lohn“ oder „Elefanten zu Mücken“ sprechen hier eine deutliche Sprache.

Dass ich immer und immer wieder, sogar rein stimmlich, an eben den bereits erwähnten Rio Reiser erinnert werde, mag zwar nur ein persönlicher Querverweis sein, schlüsselt aber letztlich ganz gut die schiere Hördenke von „Ausgesuchte Zeitverschwendung“ von Nullmorphem auf, ein Album, dem man wiederholtes Hören gut und gerne gönnen darf.

© Dierk Ritter